Der Heilige Geist – Die Gabe Gottes
von Weihbischof Leo Schwarz* († 2018)
Vor einiger Zeit hat mir eine Gruppe von jungen Christen, die sich auf die Firmung vorbereitet, für ihre Firmzeitung Fragen gestellt, die mich nachdenklich, ja sogar beschämt machten:
Welche Erinnerung habe Sie an Ihre Firmung? Was hat sich in Ihrem Leben durch die Firmung geändert?
Es ist mir sehr wenig zu meiner Firmung eingefallen. Übrig geblieben ist in meiner Erinnerung ein geschmücktes Dorf, um den Bischof zu empfangen und ein Ortsbürgermeister, der seine Begrüßungsrede in einem Zylinder verborgen hielt und dessen Hände so sehr zitterten, dass er fast unfähig war, die Rede abzulesen. Ich habe nachgeforscht und festgestellt, dass genau fünfzig Jahre seit meiner Firmung zurückliegen. Kann ich mich auch der Frage stellen, was sich seit dem Empfang der Geistesgabe Gottes verändert hat? Jährlich stehen tausende von jungen Christen vor mir, denen ich die Hand auflege und deren Stirn ich mit dem heiligen Chrisam salbe. Was verändert sich durch die Gabe Gottes im Leben dieser jungen Menschen?
In meinem Leben habe ich gelernt, dass wir nicht leben können ohne den ordnenden Geist Gottes. Schlagen wir ihn aus, produzieren wir Unordnung, Unfrieden, Ungerechtigkeit. Mein Verstand schärft mir ein, und jeder Pulsschlag lässt es mich spüren: Gott will seine Schöpfung vollenden. Deshalb hat er sich an Pfingsten in die Welt gegeben als Gabe und Kraft. Das war die deutlichste Manifestation des Geistes Gottes. Sie wiederholt sich bei der Firmung. Ausgestattet mit der Fülle des Geistes (das bedeutet doch die Siebenerzahl) sollen wir geist-voll in dieser Weit leben.
Wir haben es in der Hand: Annahme der Geistesgabe bedeutet Leben, Verweigerung dagegen Verfall und Unglück. Deshalb: Wir – ich, du – haben allen Grund, die Gabe Gottes, den Heiligen Geist, täglich neu zu erbitten.
Gebet
Allmächtiger Gott, wir glauben und bekennen,
dass unser Herr Jesus Christus
für uns gestorben und auferstanden ist.
Erwecke auch uns
durch die Kraft des Heiligen Geistes
zum neuen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
(Tagesgebet vom Freitag der dritten Osterwoche)
*Der Text stammt aus der Renovabis-Pfingstnovene "Die Gaben des Heiligen Geistes" von 1996, der Autor ist in seiner Funktion zu diesem Zeitpunkt genannt.